Die HuTa macht zu – und nu?

Heute Morgen mussten wir mit Erschrecken von einem Tierschutzverein lesen, dass sich ein Hund in der Vermittlung befindet, weil eine HuTa ihn abgelehnt hat.

Die HuTa hat den Hund unbeaufsichtigt gelassen, woraufhin dieser sich unter einem Zaun durchbuddeln konnte. Natürlich ist das ein Fehler, den wir nicht schönreden wollen! Es ist, was es ist: Ein Fehler. Dieser Fehler ist den HuTa Betreibern passiert und ja, so wie wir für unsere Fehler grade stehen müssen, müssen diese das nun auch.

Nun werfe bitte den ersten Stein, wer noch nie einen Fehler gemacht hat?

Für uns viel trauriger ist die Darstellung des Posts: Der Hund muss vermittelt werden, weil der Hund in der HuTa nicht betreut werden kann. HuTas lehnen Hunde ab, wir genauso, wie andere auch. Wenn wir das tun, dann niemals leichtfertig, dem liegt immer eine Erklärung zu Grunde. In unserem Fall ist das offene Konzept nicht gemacht für jeden Hund, die Übernachtung zusammen mit den anderen Gasthunden ebenfalls nicht. Wir lehnen Hunde ab, die sich hier nicht wohl fühlen. Denn unser Konzept fußt auf eine harmonische Gruppe mit uns und den Hunden – das gewährleistet unsere und die Sicherheit der Hunde.

Also was passiert nun, wenn eine HuTa den Hund ablehnt? Er kommt in die Vermittlung. Bei aller Kritik kein Wort zu:

  • Gäbe es nicht eine alternative Betreuungsart?
  • Gibt es nicht andere Konzepte, die für diesen Hund geeigneter wären?
  • Gibt es nicht die Möglichkeit, sich privat je nach Arbeitsstunden mit einer weiteren Person die Betreuung aufzuteilen?

Niemand erwartet, dass Menschen ihr gesamtes Leben umkrempeln – aber wurden hier Alternativen überhaupt erwogen?

Während ich diese 3 Hunde fotografierte, hatte ich die anderen 15 nicht im Blick und Tom war beim Füttern. HuTa versagen?

Liegt es nicht auch in der Verantwortung von mir als Halter mir eine Alternative zu überlegen, wenn die HuTa den Hund ablehnt?

Wir sind hier genauso allergisch, wie zu den Urlaubsmonaten bei folgenden Gesprächen:

„Mein Hund muss in Pension, wir fliegen in den Urlaub“

„Wir betreuen nur Hunde über Nacht, die unsere Tagesbetreuung regelmäßig besuchen“

„Dann muss ich ihn an der Autobahn anbinden“ – ist das jetzt auch die Schuld von uns als Hundepension?

Wir geben uns so große Mühe, eine harmonische Nacht-Gruppe zu schaffen mit Hunden, die sich aus der Tagesbetreuung kennen – und jetzt sollen wir da einen fremden einfach „reinwerfen“ – weil er sonst an der Autobahn angebunden wird? Wirklich? Haben wir den bestehenden Hunden gegenüber nicht auch eine Verantwortung?

Eine HuTa ersetzt nie die Betreuung durch den Halter. Das wissen unsere Kunden, denn unsere Hunde kommen

  • 2 ganze Tage
  • 3 halbe Tage

Maximal! Pro Woche.

Natürlich gibt es Einzelfälle, Krankheiten, Klinikaufenthalte oder berufliche Einspannung, die „mal“ mehr erfordern – aber nicht dauerhaft. Halter haben auch eine Verantwortung! Und die meisten unserer Kunden bringen ihre Hunde gar nicht, weil es nicht anders geht – sie bringen sie, weil sie freudig kommen, hier einen Tag verbringen und glücklich abends wieder gehen.

War es daher vielleicht von Vornherein zu kurz gedacht, einen Hund zu übernehmen, der ohne HuTa nicht in seiner Familie bleiben kann?

Was, wenn TomDog schließt?

Wir lieben die Hunde und unseren Job und möchten uns nicht beschweren. Es nimmt uns aber auch viel, die Arbeit, die wir machen, so zu tun, wie wir sie tun.

Ich werde nie vergessen, wie sehr ich Tom vermisst habe, als ich für den Kaiserschnitt in den OP gebracht wurde. Denn er war: Nicht da.
Der erste Köpfer im Schwimmbad, ich war nicht dabei.
Der erste Paddelausflug, Tom war nicht dabei.
Kilians erster Laufwettbewerb, wir waren beide nicht dabei.
Toms OPs.
Die Geburt.
Der erste KiTa Tag.
Die ersten Schritte.
Mein Marathon.

Kein gemeinsamer Theaterbesuch. Keine gemeinsamen Radausflüge. Kein wir „schlendern“ mal gemeinsam irgendwo hin.

Geschweige denn von Urlaub. 5 Tage Nordsee, 4 Tage Schwarzwald – in all den Jahren.

Meine OP haben wir in den Winterurlaub gelegt, in unseren Urlaub. Ich war das zweite Jahr in Folge, davor Corona, den gesamten Urlaub lang krank.

Die Liste ist unendlich – denn wir sind immer hier! Eure Hunde sind immer, zu jeder Zeit und dauerhaft zumindest von einem von uns betreut.

Beziehung lebt von gemeinsamen Erlebnissen – und unsere Beziehung leidet sehr darunter, dass unsere Erlebnisse, die uns und unser Leben mitprägen, immer ohne unseren Partner geschehen. Nicht verwunderlich, dass wir bei dem Gespräch darüber, was uns eigentlich wichtig ist, immer wieder im Kreis drehen und denken: Irgendwie ist es dieser Job oder unsere Beziehung. 

Erster Ausflug mit Kilian & Olaf - alleine

Tom vom Notarzt geholt - seit 8 Stunden nichts gehört. Ich betreue 10 Hunde. 

Sonntags auf der Waldheide - alleine

Naja, macht halt weniger?

Klar, wir könnten die Pensionshunde streichen, dann hätten wir zumindest die Wochenenden für uns. Dann kostet der Betreuungstag aber auch 60€, denn den laufenden Verbindlichkeiten hier, Miete, Strom, Gas, Wasser, Finanzierung, interessiert es nicht, ob wir gerade krank, ausgebrannt, müde, abgeschlagen, depressiv oder verletzt sind.

Also ja, könnten wir nicht einfach schließen?

Doch, das könnten wir. Wir suchen Mittel und Wege, um unsere Beziehung und das Leben hier irgendwie unter einen Hut zu bekommen und miteinander zumindest kleine Erlebnisse feiern zu können. Wir sind, so glauben wir, auf einem guten Weg. Aber ihr könnt mir glauben: Wenn mich je einer zwingen sollte zu wählen:

Ich würde lieber 10 Stunden am Tag Toiletten schrubben anstatt meine Familie und Beziehung aufzugeben.

Wir lieben dieses Familienprojekt und es wird Wege geben, die uns wieder näherbringen können. Und weil wir daran fest glauben, sind wir immer noch hier.

Ja, und wenn einer ausfällt?

Wenn das dauerhaft passieren sollte, so ist das Konzept so wie es ist, nicht haltbar. Der „verbleibende“ Partner müsste sich eine neues Konzept überlegen, denn die Anzahl der Hunde würde sich halbieren, die Verbindlichkeiten aber nicht. Ich halte das für sehr schwer, aber nicht unmöglich. Wir hoffen aber inständig, dass es dazu nicht kommen wird. Irgendwann haben wir „es geschafft“ und arbeiten hier nur noch für uns und euch – und weniger Verbindlichkeiten. Und wenn wir so weit sind, werden wir sicher nicht mehr jedes Wochenende arbeiten. In … nicht wenigen … Jahren.

Ihr seht also: Wir lieben diesen Job, eure Hunde und euch – wir lieben aber auch uns. Gegenseitig.

Wir haben früher nur eine Hälfte vom Jahr Urlaubshunde betreut, das hat uns 6 Monate im Jahr alle Wochenenden geschenkt. Das war genug. Wenn wir da irgendwann wieder hinkommen, das würde uns schon genügen.

Und der Verein, wie stehen wir zu diesem?

Wer wirklich Tierschutzarbeit macht, macht das meist still und leise. Bei echter Tierschutzarbeit geht es weder um Geltungsbedürfnis, noch Verurteilung, noch Bewertung. Es geht ums Tier.

Bei den gefühlt 1000 Leuten, die sich bei dem Thema Bubbles eingemischt hatten, ist niemand einfach mal hingefahren und hat den Hund rausgeholt. Das waren wir. Der Hund wurde auf eine Pflegestelle gesetzt, die heute keine mehr ist – das hat gute Gründe. Diese wurde vorher auch nicht vom Verein kontrolliert – ein Fehler?

Aha? Wir erinnern uns oben – wer noch nie einen Fehler gemacht hat werfe den ersten Stein. Auch öffentlich haben wir zu diesem Fehler nichts gelesen, muss auch nicht – dann möge man aber bitte langsam sein, bei der Verurteilung einer HuTa.

Kommentarlos sind wir nachts 350km hin und 350km zurück gefahren. Haben einen tatsächlich recht vestörten Hund einfach geholt. In unserer HuTa betreut. Für 0 Euro. Mit dem Hund trainiert – stundenlang. Gewöhnung, Vertrauen, wir erinnern uns: „Kann man nicht anfassen, beißt, schnappt, lässt sich keine Leine anlegen, …“.

"Kann man kein Halsband anziehen" trägt Schwimmweste und kommt mit Freude mit

Der Hund war beim Tierarzt, braucht Medikamente für eine nicht ganz funktionierende Niere, ist kastriert worden, geröntgt worden – 2000 Euro später. Ja, der Hund gehört jetzt uns – wir haben aber nie darum gebeten, sie zu holen. Aber hat die Pflegestelle jemand anderem erlaubt, zu kommen? Ist irgendwer sonst auf die Idee gekommen, da mal hinzufahren?

Wer uns kennt, weiß: Wenn wir an einen Hund glauben und er uns einmal vertraut, geht der nirgends mehr. Wir sind froh, dass wir sie haben. Und wir haben jeden Cent und jede Trainingsstunde (… lass mal 50€ pro Stunde hochrechnen und all die Trainings gegenrechnen, die wir abgesagt haben, weil der Hund die ersten 8 Wochen eine Vollzeitaufgabe war), gerne investiert.

Wir lesen aber beim gleichen Verein von HuTas und Pensionen, die Hunde des Vereins nicht kostenlos betreuen, was vollkommen ok ist. Da werden Gelder gesammelt…

Also wir, wir haben gerne still, leise unseren Beitrag geleistet. Unsere „gute Tat“ für dieses Jahr.

Die anderen, die haben wir im Fall Bubbles viel „reden“ hören…

Joggen mit Hund

Die Möglichkeiten der Gadgets und Hilfsmittel zum Joggen mit Hund sind unendlich – jedoch brauchen wir eigentlich nur wenig.

Wenn du gerade erst mit dem Joggen anfängst oder wie ich nach längerer (Krankheits-) Auszeit wieder neu einsteigst, umso besser: Als Laufanfänger nutzt du wahrscheinlich sowieso Intervalle aus Gehen und Laufen im Wechsel, umso leichter für deinen Hund, sich an die neue Belastung zu gewöhnen. Aber wann kann ich meinen Hund eigentlich mitnehmen?

Zunächst: Dein Hund sollte ausgewachsen sein, daher mindestens ein Jahr erreicht haben. Idealerweise ist er tierärztlich untersucht worden, insbesondere Hüfte und Ellenbogen (gerne auch mit einem Röntgenbild). Außerdem sollte dein Hund Bewegung bereits gewohnt sein und Muskulatur aufgebaut haben. Wir lassen immer gerne noch einen Physiotherapeuten auf unsere Hunde schauen, das ist neben dem Tierarzt unser Hauptansprechpartner bei körperlicher Belastung. Ein Physiotherapeut kann auch gute Übungen für zu Hause empfehlen, um Muskulatur zu erhalten und Körpergefühl zu entwickeln, zum Beispiel mit einem Balance Board.

Iris_Laufen

Mein Hund ist fit – und jetzt?

Jetzt solltest du zunächst überlegen, wie es denn um eure Leinenführigkeit und euren Freilauf steht. Wenn dein Hund frei laufen kann, so sollte er jederzeit ansprechbar sein. Läufst du, vielleicht auch, weil es in deiner Umgebung eine Leinenpflicht gibt, mit Leine, so nutze gerne eine etwas längere, leichte Leine, die deinem Hund etwas Spielraum gibt an einem (vorzugsweise) Geschirr. Auf dem Markt gibt es eigens dafür hergestellte Joggingleinen, ich nutze aber einfach eine ganz dünne Lederleine, die ich entweder um die Schulter hänge oder unserem Hund zum Tragen ins Maul gebe, weil er eben gerne etwas trägt. Tut natürlich nicht jeder Hund.

Plane vor dem Lauf eine Gehphase zum „Lösen“ ein und beginne dann deinen Lauf. Achte auf die körperlichen Stress-und Ermüdungsanzeichen deines Hundes und passe gegebenenfalls das Tempo an. Checke immer mal wieder mit einem Rundumblick dein Umfeld – kommen Autos, Räder, andere Läufer? Mache dir einen Plan für diese Gegebenheiten und greife auf bereits erlernte Signale zurück.

Dein Hund braucht eine Pause? Dann gib sie ihm. Wenn ich mit Hund laufe, laufe ich nicht gegen die Uhr sondern nach unser beider Gefühl. Manchmal steckt man daher ein bisschen zurück und verzichtet eben auf eine neue Bestleistung, hat dafür aber viel Freude mit dem eigenen Hund gehabt. Das ist auch mal ok! Den Stress mit der Uhr gebe ich mir dann lieber alleine.

 

Wie bei jeder Unternehmung mit Hund: Prüfe die Wetterbedingungen. Knallt die Sonne? Dann ists wohl eher nichts mit einem langen Lauf. Verschiebe daher doch einfach auf den frühen Morgen oder späten Abend. Solltest du im Dunkeln laufen, so beleuchte deinen Hund, sodass er für andere sichtbar ist, wir nutzen dafür gerne die Leuchties.

Der Hund und die seelische Gesundheit: Eine nicht wissenschaftliche Beobachtung

In den letzten Tagen habe ich mich durch unterschiedliche (wissenschaftliche) Artikel zum Thema psychische Gesundheit gelesen. Dabei habe ich nach Schnittpunkten gesucht, die Belegen können, dass Tiere und der Umgang mit jenen sich positiv auswirken kann. Ich bin fündig geworden, sogar im Bereich der Demenz wurden Hunde eingesetzt und verbesserten das Wohlbefinden der demenzerkrankten Teilnehmer zumindest zeitweise.

Die WHO definiert psychische Gesundheit wie folgt:

„Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, in dem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft beitragen kann (…)“, WHO 2019.

Weiter ist belegt, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens ein Mal an einer depressiven Verstimmung leidet. Abgeleitet könnte man sagen: 

Unser aller psychische Gesundheit wackelt hin und wieder.

Ich bin weder Arzt, Psychotherapeut, Wissenschaftler oder Psychologe. Aber ich bin Betroffene. Daher sollte ich nur über meine Erfahrungen schreiben.

Der Hund als Job

Den ersten, eigenen Hund hatte ich gegen Ende meines Studiums. Ich hatte einen Job, den ich nicht schwänzen konnte: Den Hund. Während ich immer häufiger eine Vorlesung ausgelassen habe, musste ich mich um den Hund kümmern – ob ich mich danach fühlte oder nicht. Der Lernerfolg für mich und meine Psyche war: „Wenn du nur den ersten Schritt gemacht hast, machst du den nächsten. Und den nächsten. Und so ab dem 20. Schritt fühlt es sich plötzlich ganz gut an“. Dank der Routine und dieser Denkweise besuchte ich die Vorlesungen wieder. Es ist schon komisch, denn das gleiche Muster wenden wir im Hundetraining auch an. Wir wiederholen immer gleiche Muster, um dem Hund Verlässlichkeit, Beständigkeit und Sicherheit zu vermitteln.

Dein Handeln A hat immer die Konsequenz B.

Diese Stabilität bestimmt unter anderem eine verlässliche Hund-Halter Beziehung. Und in meinem Kontext einfach eine verlässliche Beziehung zu mir und meinem Umfeld.

Leah als Welpe

Ein müder Hund trainiert sich leichter

Manchmal sage ich im Training scherzhaft: „Ein müder Hund trainiert sich leichter“. Damit meine ich niemals, dass Hunde unkontrolliert ausgepowert werden sollen – ich meine damit, dass ein ausgeglichener Hund sich Aufgaben besser stellen kann, denn wie wir auch, ist er dann „im Reinen“ mit sich selbst. Ein Beispiel ist das „Alleine bleiben“. Oftmals empfehlen wir Hundehaltern das „Alleine bleiben“ nach einem halben Tag bei uns zu Hause zu üben. Idealerweise ist Hund ausgelastet, hat sich körperlich betätigt, noch etwas zu essen bekommen und würde jetzt ohnehin schlafen gehen. Das können wir im Training nutzen! Es wäre kontraproduktiv, diesem müden Hund jetzt noch große Denksportaufgaben zu geben. Aber „Alleine bleiben“ eignet sich sehr gut.

Gleiches Prinzip wende ich bei mir selbst an: Der Sport, der Energie nimmt und gibt. Genau deshalb komme ich heute auf dieses Thema, denn nachdem bei uns die Krankheitswelle geschlagen hat, mache ich seit 3 Wochen fast nichts mehr, das tut mir nicht gut. Was Sport meiner Erfahrung nach bewirkt, sind zwei Dinge:

  • Sport nimmt Energie, nämlich die körperliche, leistungsfähige Energie,
  • Sport gibt aber auch Energie, nämlich für die Psyche. Er macht „Platz“ im Kopf für neue Gedanken und reißt mich zumindest aus Endlosschleifen der Kritik, der Zweifel, der Ängste

Den Kopf in Bewegung halten

Dieser Punkt ist bei uns ein wenig konfliktbehaftet, denn jeder Mensch hat unterschiedliche Auffassungen davon, was ihm gut tut, wahrscheinlich auch abhängig vom Lebensalter und Erfahrungen. Während Tom ohne Probleme den „Kopf bei den Hunden schweifen lassen kann“, tue ich mich damit sehr schwer. Mein Kopf spult dann nämlich alte Denkweisen ab, zum Beispiel „nichts was du tust ist gut genug“. Wenn mir das in der Hundegruppe passiert, so spule ich ein anderes Muster ab, das ich irgendwann einmal gelernt habe. Ich suche mir einen Hund heraus und beschreibe sein Ausdrucksverhalten. Kopf, Ohren, Beine, Rute, Rücken, etc. immer in fester Reihenfolge. Ich betrüge mein Gehirn, weil ich es mit einer anderen Aufgabe beschäftige.

Das funktioniert übrigens auch beim Hund. Wenn ich mit Bonny laufen gehe, so sehe ich relativ gut, wann sie anfängt „Blödsinn“ zu denken, nämlich dann, wenn die Nase in einer bestimmten Art und Weise in Richtung Wald zieht. Ich beschäftige sie dann mit etwas, das mit mir zu tun hat. Wir longieren um einen Baum herum oder sogar mal um einen Gullideckel oder üben Abfolgen. Sie „vergisst“ dann gerne, was sie eigentlich vor hatte und ist gedanklich wieder bei mir.

Der Hund und das Nervensystem

Ich habe bei einer Fortbildung mal eine Dame kennengelernt, die Hunde für Menschen mit PTBS ausbildet. Zum Beispiel lernen diese Hunde sich bei einer Panikattacke des Menschen auf eben jenen zu legen, möglichst großflächig. Das Gewicht und der Druck auf den Körper sollen das Nervensystem beruhigen. Selbsterklärend, dass das wahrscheinlich weniger gut mit einem Pekinesen funktioniert, ich habe es aber mit unserem Littlefoot ein paar Mal ausprobiert. Der ist nämlich tatsächlich sehr schwer und liegt gerne „auf irgendwas drauf“.

Tom in seiner Mitte

Kurz vor dem Marathon

Akim bewunder das SUP

Die Gleichförmigkeit einer Bewegung

Wie beim Joggen auch geht es beim Standup Paddeln um eine immer gleichförmige, ruhige Bewegung. Die Uniformität der Bewegung, die immer gleiche Abfolge, wirkt auf mich beruhigend und ausgleichend. Anders, als beim Joggen strengt es mich deutlich weniger an und entspannt daher den Geist. Das weit nach Vorne sehen, den Blick lang lassen, die aufrechte Haltung und die immer gleich bleibenden Paddelschläge. Hinterher (weniger währenddessen) komme ich fast nimmer mit irgendeiner recht guten Idee um die Ecke. Erstaunlich finde ich, dass auch unser sehr energetischer Rüde beim Paddeln sehr ruhig, konzentriert und ausgeglichen scheint obgleich er, außer sein Gleichgewicht selbstständig zu halten, keine Aufgabe hat. Littlefoot und Kilian sind beide vorne drauf auch schon eingeschlafen. Kilian behauptet sogar, er schläft nirgends so gut, wie beim Paddeln. Das wiegt ihn nämlich so schön.

Die guten Lösungen der letzten Jahre: Und das letzte Puzzleteil

Das letzte Puzzleteil das mir fehlt, ist Ruhe. Ironisch dabei ist, dass wir insbesondere den Welpen als aller erstes gerne beibringen möchten, in Ruhe zu sein und zu verweilen. Denn „aufputschen“ kann ich jeden Hund, kann ich ihn aber auch wieder in einen entspannten, gelassenen, ruhigen Zustand bringen? Meine Hunde schon – mich selbst nicht. Das schaue ich mir jetzt wahrscheinlich auch bei unseren Hunden ab, einfach mal umfallen, einschlafen, fertig.

Zusammenfassend wollte ich damit sagen: Tiere und auch Hunde sind Bindungspartner, um die wir uns kümmern. Wir umsorgen sie, denn sie bleiben ein Leben lang in unserer Abhängigkeit. Sie fördern unser Mitgefühl anderen gegenüber und lehren uns, Verantwortung zu übernehmen. Wir lernen mit und von ihnen und wenn wir dazu bereit sind, schaffen wir eine tierische Kameradschaft, die bis zum Ende bleibt. Dass wissenschaftlich abgesichert ist, dass die Gemeinschaft mit einem Hund die psychische Gesundheit positiv bedingt, sollte uns dazu anregen zu überlegen, wie das Leben für uns persönlich mit Hund aussehen soll, sodass es der eigenen psychischen Gesundheit dienlich ist.

 

Der etwas andere Spaziergang

Der etwas andere Spaziergang

Wenn Menschen mit ihren Hunden spazieren gehen, dann beobachtet man ganz unterschiedliche Typen. Wir stellen mal ein paar vor:

1 Der Playdate verabreder

Dieser Typ Hundebesitzer vereinbart Spieltreffen auf der Wiese mit anderen Hunden. Da wird extra ein Date ausgemacht, sodass Hund toben, flitzen und mit Hundefreund die Wiese erkunden kann, gleichzeitig nutzen auch Hundefrauchen und Herrchen gerne die Zeit für eine kleine Schnackerei. Vorteil: Hund erlebt Sozialkontakte und kann mit anderen Hunden die Umgebung erkunden Nachteil: Wenn Herrchen und Frauchen nicht aufpassen, sehen sie vermeintliche Gefahrensituationen gar nicht oder zu spät: Dreht sich das Spiel? Wird ein Hund gejagt, gemobbt? Zeigt ein Hund vermehrt Anzeichen von Streß oder Überforderung? Weiter sollten diese Dates nicht die Gesamtheit der Spaziergänge ausmachen, denn Hund soll nicht lernen, dass Bespaßung, Freude und Sozialkontakte ausschließlich im Außen stattfinden. Dann hat der Spaziergang mit Frauchen und Herrchen nicht mehr viel zu tun. Unsere Empfehlung: Beobachtet eure Playdates, achtet auf die Signale der beteiligten Hunde und stellt sicher, dass euer Hund weiß, dass Spielverabredungen mit Regeln einhergehen, zum Beispiel mit kontrolliertem Spielbeginn und Spielende.

2 Der Bewaffnete

Der Bewaffnete geht nicht ohne seine Gadgets aus dem Haus: Ball, Leckerlie, Dummy – alles, was Hundeherz begehrt, wird hier eingepackt und sicher am Körper verstaut. Ob Suchspiele, Apportieren oder Bälle jagen, dieser Hundebesitzer ist für alle Eventualitäten bestens gerüstet! So kann Hund über den ganzen Spaziergang hinweg beschäftigt und ausgelastet werden. Vorteil: Spaß und Freude für den Hund, die jetzt auch etwas mit dem Mensch zu tun hat, wenn richtig aufgebaut. Denn auch Bälle jagen kann in kontrolliertem Umfeld passieren, so zum Beispiel mit Signalen zu Start und Ende. Die Impulskontrolle, meinen Hund zum Beispiel auf das Lossenden warten zu lassen (nicht etwa auf das Werfen des Balles!) schafft eine Regel, die dafür sorgt, dass Bälle zum Beispiel nur hinterhergejagt wird, wenn Frauchen oder Herrchen das Ok dazu geben. Inwieweit auch kontrolliertes Jagen überhaupt für einen Hund Sinn macht, ist individuell. Wir haben Hunde, da empfehlen wir, es gänzlich zu lassen. Und dann gibt’s Hunde, die kommen damit sehr gut zurecht. In jedem Falle: Immer mit Struktur. Nachteil: Insbesondere die Bällewerferei kann aus Hunden echte Junkies machen. Daher ist es ratsam, immer mal zu prüfen, ob Hund noch im Bereich von „kooperativem Spaß“ ist oder bereits eine Ballfixierung zeigt. Aber egal, ob Bälle, Suchspiele oder Dummy – richtig und in verhältnismäßigem Maß eingesetzt eine gute Möglichkeit, Hund zu beschäftigen. Gleiches gilt für Futter – eine großartige Möglichkeit, den Hund zu bestätigen, wenn es aber „immer nur mit Futter“ geht, dann sind wir im Bereich des „ich weiß schon, was du von mir willst, ich mache es aber nicht, wenn es kein Goodie dafür gibt“ – und das wäre dann Bestechung, zumindest dann, wenn ich sicher sagen kann, dass ich ein bereits erlerntes Verhalten abfrage. Also alles in Maßen.

3 Der am Telefon

Wer kennt sie nicht, die über das Feld Schlenderer mit Handy am Ohr. Einfach zu erklären, dass es hier nicht so sonderlich viele Vorteile gibt, jedoch einen Haufen Nachteile. Verbringe die Zeit draußen mit deinem Hund auch mit deinem Hund – zumindest die überwiegende Zeit. Nichts spricht dagegen, ein Telefonat anzunehmen. Wenn es den ganzen Gassigang überdauert, so hat dein Hund wenig von dir, dafür viel Bespaßung im Außen ohne dich gehabt. Der Nachteil davon ist, dass er deine Anwesenheit für einen Spaziergang auch irgendwie nicht mehr „braucht“ – und logischerweise weniger kooperativ sein wird.

4 Der Spezielle

Bonny und ich haben letzte Woche einen klassischen Spaziergang der „Speziellen“ gehabt. Wir waren nämlich beide ein wenig durch vom Tag und so dachte ich, es hilft uns beiden, in Ruhe einmal abzuschalten. Da wir Regeln der Gemeinschaft haben und das ohne Leine laufen bei uns wortlos funktioniert, haben wir in relativ großer Stille 6km Gassigang gemeinsam verbracht und dabei den Kopf ausgeschaltet. Natürlich bestätige ich meinen Hund, wenn sie kam, und bei mir sein wollte, habe ich sie gestreichelt und das bestärkt. Wenn sie ein paar Meter alleine erkunden wollte, habe ich sie in dem vorher lang geübten Rahmen gelassen, bei uns sind das so 15m. Ansonsten habe ich ihr nichts abverlangt. Kein Sitz, kein Kommen, ehrlicherweise gar nichts. Freudig und in Stille haben wir so eine große Pause bei unserem Lieblingsbaum gemacht und gemeinsam eine Runde in der Wiese gedöst. Die gemeinsame Zeit war uns Belohnung genug. Natürlich haben wir hier einen Vorteil, denn unsere Hunde teilen uns jeden Tag mit anderen Hunden. Zeit zusammen ist daher für uns alle ein „hohes Gut“, das für sich selbst eine große Belohnung darstellt. Die Aufmerksamkeit mal nur beieinander zu haben war sehr schön.

... Gibts ein Fazit?!

Und wie so oft ist die Lösung die Mitte: Baue von allem etwas ein, immer mal wieder. Spielverabredungen, wenn dein Hund Freude an Artgenossen hat, genauso wie kreative Balancierübungen oder Suchspiele. Es ist aber auch ok, einfach mal gemeinsam „zu sein“ – und den Kopf mal auszumachen. Kein Hund muss durchgängig beschäftigt werden. Sich einfach mal durch die Umgebung zu schnüffeln und gemeinsam zu erkunden steht oft bereits für sich. Auch kleine Übungen einzubauen ist eine tolle Idee. Tom hatte letzte Woche mit Littlefoot nämlich Lust, mal was Neues zu probieren. So haben sie auf ihrem Spaziergang die ersten Schritte zur Futteranzeige aufgebaut und geübt. Der quirlige Riese lernt gerne neue Dinge und in Kürze markiere ich Tom auf dem Feld ein paar Futterstücke. Mal sehen, ob Littlefoot bereits soweit ist, sie sicher anzuzeigen. 

Bleibt kreativ, viel Freude mit eurem Hund!

Wir essen Eis und sind in Frieden

Es ist einen Tag, nachdem wir Simona haben gehen lassen müssen. Alle sind bedrückt, bei keinem Mal wird es leichter oder einfacher. Kilian fragt immer wieder, wo Simona jetzt ist.

Was sie tut und wie es ihr dort geht.

Tom hat ihm eine Geschichte erzählt, so, wie er es jedes Mal gemacht hat. Sie schauen gemeinsam in den Himmel, sehen die Wolken ziehen. Sprechen mit den Menschen, die wir sehr vermissen und nicht mehr unter uns sind und den Tieren, die wir haben gehen lassen.

Wir erfinden Geschichten, wie sie sich alle auf den Wolken wiederfinden und gemeinsam lachen. Malen uns aus, wie es da wohl aussieht.

„Da oben, genau auf der Wolke, da sitzt sie jetzt und sieht uns zu. Bestimmt freut sie sich, weil wir uns an sie erinnern. Und an all die Erlebnisse, die wir mit ihr hatten“.

Kilian ist ganz ruhig geworden. Er wiederholt für sich immer wieder: „Sie ist gestorben. Sie kann nicht mehr zu mir herunterkommen. Ich will sie aber noch einmal streicheln und lieb haben“. „Du kannst sie trotzdem noch lieb haben und du kannst dich daran erinnern wie es war, sie zu streicheln. Wie es sich angefühlt hat, wenn sie deine Hand abgeschleckt hat. Erinnerst du dich daran?“. Er schließt die Augen. An was er sich genau erinnert, darüber will er im Moment nicht sprechen.

Simona

Traurig laufen die Jungs über die Wiese. Ich frage die zwei: „Soll ich uns ein Eis holen aus der Eisdiele, weil wir jetzt den ganzen Tag gearbeitet haben?“ Aber klar soll ich!

Wir essen Eis. Alle drei. Es ist still, alle sind noch mit ihrer Trauer beschäftigt denn müde vom Tag und der Arbeit auf dem Gelände ist jetzt Zeit dafür. Und plötzlich sagt Kilian etwas so intelligentes:

„Ist das nicht schön – wir essen Eis und sind in Frieden“.

Manchmal erstaunt es mich doch, dass die „kleinsten“ unserer Gesellschaft das Leben oft besser verstehen als wir. Wir sind in Frieden.

Wer schon einmal mit einem Partner ein IKEA Regal aufgebaut hat weiß, dass dieses Vorhaben ein Ticket direkt ins Streitparadies sein kann. Ein Pool-Reparaturbau ist nicht viel besser… aber in dem Moment waren wir wirklich alle miteinander in Frieden.

Sich auf das Wesentliche besinnen. Zusammen sein.

1000km laufen habe ich gebracht und herauszufinden, auf was ich alles verzichten kann. Wie minimalistisch ich leben will und kann. Und dann kommt der Knirps daher und erklärt mir mal eben so, dass die Welt in genau diesem Moment in Ordnung ist. Weil wir gemeinsam in Frieden zusammen sind und es dazu nicht mehr braucht als uns drei. Und naja, ein Eis.

Leise schnarcht es in der Ferne. Ein Schnarchen fehlt. Wir werden es vermissen

Hunde in Pension: es hagelt Kritik

Hundepensionen geraten erneut in die Kritik, denn wie in jedem Berufszweig gibt es „schwarze Schafe“ auch unter den Hundebetreuern. Wir haben schon immer eine sehr klare Haltung zur Hundepension gehabt und damit nie hinter dem Berg gehalten. Was für uns eine gute Hundepension für unsere Hunde ausmachen würde – das haben wir immer versucht umzusetzen. Und dabei sind auch wir nicht selten in der Kritik, denn: „Wieso nennt ihr euch Hundepension, wenn der Tagesstätte fremde Hunde nicht betreut werden?“ bis „das ist aber eine aufwändige und langwierige Eingewöhnung um Geld zu verdienen“, um nur die netteren Anmerkungen aufzuzählen.

Auch unter Kolleginnen und Kollegen gibt es durchaus Diskussion, was eine Pension ausmacht. So durfte ich im letzten Jahr auf einer Hundetrainerveranstaltung ebenfalls in einer Diskussion erfahren, dass auch der ein-oder andere Hundetrainer eine Eingewöhnung für überflüssig hält und die Hunde direkt und ungesehen aufnimmt. Dann aber ausgestattet mit Boxen und Zwingern. Das ist eine Möglichkeit, es ist aber nicht unsere Möglichkeit.

YodaBeka
Com-Ai
Kilian-Aragorn

Dass wir son bisschen „Waldorf Bunti Hundi“ sind, ist zwischenzeitlich bekannt. Daher schwören wir auf eine gute Eingewöhnung und den Verzicht auf Boxen und Zwinger, insbesondere in der Hundepension. Die Hunde, die bei uns in Pension betreut werden:

  • Kennen uns zumindest seit einigen Monaten, wenn nicht seit vielen Jahren
  • Sind auch in der Tagesbetreuung Teil unseres Alltags und unseres Lebens
  • Kennen unsere Tagesabläufe und die Räumlichkeiten, in denen sie betreut werden
  • Sind 24/7 in Gesellschaft von uns und anderen Hunden
  • Sind in der Zeit, in der sie bei uns leben, zu einem gewissen Anteil auch unser Hund

… und was macht ihr, wenns doch mal nicht klappt?

Wir haben jetzt eine Resozialisierungshündin, die auch in Pension kommen soll. Sie darf gerade sehr zuverlässig jede Woche lernen, mit anderen Hunden umzugehen. Weil ich sie persönlich sehr gern habe, darf sie auch als Pensionsgast bei uns verweilen, denn ich werde in dieser Zeit mit dieser Hündin ausziehen. Denn wir können ihr nicht zumuten, die Nacht gemeinsam mit anderen Hunden ohne Absicherung zu verbringen.

Weil uns so viel an dieser Hündin liegt, schränkt uns das in unseren Familienwerten zeitweise ein und wir nehmen das trotzdem gern in Kauf. Das bedeutet Leidenschaft für den Beruf! Unser Glaube an diese Hündin, die tatsächlich profitiert und nicht zwangssozialisiert wird. Bei der wir wirklich glauben, dass der Knoten platzt und sie aufgrund ihrer Persönlichkeit neu lernen kann, mit anderen Hunden umzugehen, um so ein entspannteres Leben führen zu können. Etwas, wovon sie nachhaltig profitieren wird.

Es ist wie mit allem: Es gibt gute und weniger gute Angebote. Und vor allem gibt es sehr unterschiedliche Hunde!

Daher kann ein Angebot sehr gut sein, nur für den einen Hund ist es eben nicht das passende Angebot.

Das klassische Anti-Argument: „Ja wieso hat man denn dann überhaupt einen Hund“ – Ja weil Leben nun einmal einfach passiert!

Der Rüde meiner Mama war ganze 6 Wochen bei uns in Betreuung und so gut wir uns auch um ihn gekümmert haben: Da er bei einem gesundheitlichen Notfall anwesend war und nicht wusste, was mit seinem Frauchen passiert ist, war er tatsächlich traumatisiert. Obwohl er uns sehr gut kannte, zog er sich zurück, wollte nichts mehr fressen, war apathisch und angespannt. Er war regelrecht depressiv und ich würde sagen „lebensmüde“ – im Sinne von „des Lebens müde“.

Nach 6 Wochen haben sich beide wiedergesehen, er kann jetzt bei uns wieder ganz normal betreut werden, fühlt sich wieder wohl und hat zum Glück auch keine Trennungstraumatik davongetragen.

Weil das Leben eben passiert – und manche Umstände Menschen auch dazu zwingen, sich eine Alternative zu überlegen. Leider sind es sehr oft gesundheitliche und menschliche Schicksale.

Aber natürlich darf ich mir als Halter auch mal eine „Auszeit“ gönnen, in der ich meinen Hund gut betreut weiß. Ob alleine oder mit der Familie – das selbst hat auch noch Bedürfnisse! Das ist gut und richtig so.

Unser Grundsatz war immer: Der Hund muss deutlich mehr bei seinen Besitzern betreut sein als bei uns.

Es ist wie bei so vielem im Leben: Wenn wir uns nicht um uns kümmern, können wir uns auch nicht um andere kümmern.

Aragorn-Malu
Gruppe
Henry

Sei sanft mit der Leine

Ein Herzensthema, das mich immer wieder erneut bewegt. Wir merken es gar nicht, aber in der Regel sind wir alle mit unseren Leinen recht grobmotorisch.

Nicht umsonst empfehle ich immer, mit einer dünnen Leine ohne Ringe und nur mit Handschlaufe zu üben, denn es macht uns sanfter in der Bewegung.

Gestern durfte ich das einer Hundehalterin demonstrieren, die einen echten „Aha-Effekt“ hatte und merkte, wie viel sanfter und leichter sie mit neuer Leine den Hund bewegt.

Wir müssen klar kommunizieren: Das haben wir vor, hier gehen wir hin, das wollen wir tun. Dann wird unser Hund folgen.

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Dafür gibt es unterschiedliche Techniken, ich spreche meine Hunde beim Namen an, laufe los und in dem Moment, indem sie mich überholen würden, bleibe ich stehen, sodass sie das auch merken können. Das ist nämlich faires Hundetraining. Ich gebe dem Hund eine Chance auf Erfolg, den ich dann belohnen kann!

Wenn er mich dann gesehen hat und sich mir zuwendet, gehe ich einen Schritt rückwärts und lade den Hund ein, mitzugehen. Dann drehe ich mich wieder in Laufrichtig und warte wieder, bis der Hund mich überholen würde.

Diesen Vorgang wiederhole ich, denn es „zwingt“ meinen Hund auf mich zu achten und ermöglicht mir, mit lockerer Leine zu gehen. Ich wirke mit dem Stehenbleiben bereits ein, bevor mein Hund in die Leine hineinlaufen würde, denn er kann sehen, dass ich stehen bleibe. Wir wollen damit üben:

„Bitte achte auf die Leinenspannung, bitte bleib in meinem Radius“. *

Umso öfter ein Hund in die Leine rennt, umso unsensibler wird er für dieses Gefühl. Er gewöhnt sich daran, es wird „normal“. Daher üben wir das bereits mit den Welpen immer mal wieder ein paar Meter.

Ab und an prüfe ich die Aufmerksamkeit auch nochmal, indem ich den Hund körpersprachlich hinsetze. Ich setze den Hund, ich bewege den Hund.

Fragt euch in eurem Alltag doch immer mal wieder: „Wer hat hier gerade wen bewegt?“.

Fragt euch in eurem Alltag doch immer mal wieder: 
"Wer hat hier gerade wen bewegt?"

Das klingt jetzt so simpel, aber wenn ich mich im Training mit Menschen unterhalte, die ihre Hunde an der Leine halten, sehe ich dem oft ein paar Minuten zu und spreche mit den Menschen um am Ende zu sagen: „Schau mal, wir haben unsere Unterhaltung an Punkt A begonnen. Jetzt stehen wir 20 Meter weiter weg – wieso eigentlich?“. Und dann kommt in der Regel die Erkenntnis: „Der Hund hat mich bewegt. Ich bin der Bewegung meines Hundes ohne es zu merken einfach gefolgt“.

Also wer bewegt wen und wer führt wen eigentlich wohin?

Wenn mein Hund mich bewegt – wie soll mein Hund mir vertrauen, wenn ich ihn bewegen will?

Unsere Bonny hat so die ein-oder andere Unsicherheit und ich erinnere mich als sie kam, stand ich einmal vor einer Holzbrücke. In ihrer Welt war die Brücke sehr bedrohlich und angsteinflößend.

Ich habe, als ich das zum ersten Mal gesehen habe, abgebrochen – denn ich wollte Bonny erst besser kennenlernen und dann einen Plan entwickeln.

Denn wenn ich einem Plan folge, kann mein Hund mir folgen. Wenn wir gemeinsam ratlos sind, wird’s nirgends führen.

Ich habe sie dann behutsam in unterschiedliche Situationen geführt, die sie unsicher werden ließen. An einem Kindergarten vorbei, an einer viel befahrenen Straße und so weiter. Irgendwann war das Vertrauen groß genug zu wissen: „Wir gehen da gemeinsam durch“, sodass auch die Brücke kein Problem mehr darstellte.

Jemand sagte mir mal: „Stell dir vor, du stehst in einem dunklen Parkhaus und sagst zu deinem Partner: „Ich habe Angst“. Wenn dein Partner dann sagt: „Lass uns gemeinsam Angst haben“, werdet ihr die Situation nicht bewältigen. Wenn dein Partner aber sagt: „Ich habe deine Angst gesehen, aber vertraue mir, wir schaffen das“, werden eure Chancen steigen, diese Situation gemeinsam zu bewältigen“.

Dieses Bild habe ich oft im Kopf, insbesondere, wenn mir eine Situation ebenfalls Angst macht und mein Hund das natürlich nicht wissen darf :).   

Was ich damit mitgeben möchte, ist: Werde sanft mit deiner Leine. Werde aufmerksam für die Leinenspannung und frage dich immer mal wieder, wer hier gerade wen bewegt.

Für eine harmonische Beziehung, voller Vertrauen und Respekt.

 

* Randnotiz: Ich weiß, dass viele Foren & Bücher „Richtungswechsel“ bei Leinenziehern empfehlen, ohne weitere Ausführung. Die Menschen haben damit keinen Erfolg, denn sie bauen den Rahmen dazu nicht auf, wenn sie einfach nur die Laufrichtung wechseln. Deshalb macht es Sinn, hierzu ein Training zu absolvieren, denn die Koordination ist gar nicht mal so einfach, wie es scheint!

6er im Lotto

Es gibt sie, die Hundehalter, die uns vor der Anschaffung eines Hundes aufsuchen und darüber freuen wir uns immer ganz besonders! Es ermöglicht uns, individuell abzuklopfen, welchen Typ Hund diese Menschen eigentlich suchen.

Welcher Typ Hund zu ihnen passt, was sie eigentlich „brauchen“, um harmonisch mit einem Hund leben zu können.

Also kamen sie, das junge Pärchen, voller Elan aber ohne Zeitdruck. Wir stellten ein paar Fragen, zu den Menschen und ihren Lebensumständen, ihrer Arbeit und ihrem Leben, ihren Gewohnheiten und der Zukunftsplanung. Irgendwann fiel der Satz: „Na eigentlich kenne ich da einen Stafford. Der ist vom Typ her irgendwie so, wie ich mir meinen Hund wünschen würde“.

Puh, gleich ein Listenhund? Und dann noch Ersthundehalter? Aber ohne Druck im Nacken dachten wir, wir lassen uns mal auf das Wagnis ein und checkten mit unserem Verein des Vertrauens für Listenhunde, die sowieso zufällig gerade jetzt auch einen Pflegestellenplatz bei uns angefragt hatten, für einen jungen Rüden. Irgendwie im Gespräch bot sich das nette Paar an, uns den Hund zu bringen, aus Leipzig, wohlgemerkt.

Man hätte dann einen jungen Stafford in der Gegend bei uns, man könne sich ja mal beschnuppern und näher kennenlernen, eventuell ein paar Mal Gassigehen. Gleichzeitig könne man sich ja ein wenig herantasten, über den Verein den ein-oder anderen Hund auf seiner Pflegestelle besuchen.

Knoedel

Knödel, Pubertier

Nein, all das nicht. Der liebe Knödel zog noch nach der langen Fahrt gar nicht erst bei uns ein. Er blieb direkt beim Team „nur mal beschnuppern“. Die waren nämlich schockverliebt, wir noch ein wenig verhalten, denn nach der ersten Schockverliebtheit kommt oft der Blick auf die Realität: „Doch nicht das, was wir uns vorgestellt haben, doch noch zu viel Aufwand, doch zu jung“, wir hatten noch Bedenken, dass das eventuell kommen könnte.

Es kam nicht.

Knödel besuchte uns regelmäßig in der Tagesbetreuung und relativ schnell war klar: Ein junger Hund, der gerne jetzt auch eine Runde Regeln des sozialen Miteinanders lernen möchte. Ein Quatschkopf halt… aber die Halter, die würden ihn nicht mehr entbehren wollen und scheuen auch keinen Aufwand. In Kürze steht der kleine Wesenstest an, für den abschließenden Wesenstest ist das Pubertier nämlich noch zu klein. 

 

"Was willst du mal werden, wenn du groß bist?"

Freundlich. 

Charly Mackesy: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd

Derzeit begleiten wir Knödel daher auch im Training, denn es ist leichter, sich jetzt anzuschauen, welches Verhalten wir bestärken und fördern wollen, als später für Verhalten strafen zu müssen, das wir nicht richtig beigebracht haben. Es ist immer die Frage von: Wer hat hier geschlafen, mein Hund oder ich? Habe ich es meinem Hund vielleicht (noch) nicht erklärt?

Also erklären wir Knödel langsam, wie die Welt funktioniert.

Er lernt unglaublich schnell und mal abgesehen von den altersbedingten Flausen im Kopf, die ja auch irgendwie charmant sein können, ist er selbst auch ein 6er im Lotto.

Knödel heißt heute übrigens nicht mehr so. Das fällt uns jedoch sehr, sehr schwer. Für uns wirst du intern und heimlich immer ein Knödel sein. 

Manchmal ergeben sich die Zufälle so zufällig richtig, dass man zweifeln mag, ob es wirklich "Zufälle" sein mögen. Vielleicht sollt es auch genau so sein. 

 

Notiz am Rande: 
Der Staffordshire Terrier wird in den USA und Großbritannien gern "Nanny dog" genannt, der klassische Familienhund.
Man könnte den Labrador als deutsches Äquivalent bezeichnen. 

Der Hund als Spiegel

Beitrag_Spiegel

Oder doch nicht? Wir alle haben schon einmal auf ein Hund-Halter Team geschaut und gedacht: Das passt irgendwie. Die sind sich ähnlich, die „spiegeln“ sich irgendwie.

Aber ehrlicherweise sehen wir diese Paare seltener in Hundetrainings. Wir sehen die Teams, die ein deutliches „Thema“ miteinander haben und manchmal ist es das genaue Gegenteil von dem, was die Menschen sind.

Wir haben sehr reaktive Hunde an der Leine erlebt mit recht schüchternen Hundehaltern. Der Hund spiegelt hier seinen Halter nicht – er ist das genaue Gegenteil. Während Frauchen oder Herrchen jedem Stress gerne einfach aus dem Weg gehen möchte, vermutlich auch im Leben und im Alltag, sehen wir einen Hund, der brüllt: „Ne, ich hab keine Angst und ich bin auch nicht unsicher – ich hab einfach grad richtig Lust auf Streit!“. Auch wenn das die wenigsten „Leinenrambos“ sind, es gibt sie – und dann gerne mit recht zart beseelten Haltern. Halter, die ein echtes (Über-) Bestreben nach Harmonie, Ruhe und Entspannung haben. Die beim Gassi gerne einfach nur die Seele baumeln lassen möchten, ohne einer Menschenseele zu begegnen. 

Stattdessen sind sie angespannt und unter Strom, immer mit beiden Augen auf ihrem Hund und der nächst möglichen Katastrophe um die Ecke

Weil bei uns Training über das klassische Konditionieren hier und umorientieren da hinausgeht, schauen wir, wenn auch ohne das zu kommunizieren, immer tiefer. Vielleicht stellt sich hier die Frage: „Was darf ich von meinem Hund lernen?“, „welchen Streit traue ich mich nicht auszufechten?“ oder auch „was traue ich mich nicht zu sagen?“. Über-Harmoniebedürftige Menschen vermeiden Konflikte und Konfrontationen und stolpern dann, spätestens, wenn sie eben genau diesen Hund ihr Eigen nennen, über ihre eigene Strategie.

Falsche Harmonie ist der Deckel auf dem heißen Topf!

Kirstin Nickelsen

Wenn man dem Gedanken ein wenig Zeit gibt und sich darauf einlässt, kommt man vielleicht zu der Erkenntnis: Greift mein Hund vielleicht eines MEINER Bedürfnisse auf? Und führt das vielleicht zu der Überlegung: „Dein Thema ist auch mein Thema“?

Das spricht von Hundetraining natürlich nicht frei. Aber es erweitert ein wenig den Horizont sich auch zu überlegen:

Wer hat hier eigentlich mit was welchen Konflikt? Oft möchte ich Hundehaltern sagen: Ein Blick auf deine Themen würde dir helfen. Obgleich ich persönlich finde, dass jeder Mensch mindestens einmal im Leben auf eine Therapiecouch gehört, ist es etwas, was ich den Menschen nicht einfach mitgeben darf. Ich bin für ihren Hund da. Also hoffe ich einfach, dass sie selbst irgendwann denken: Mensch, vielleicht schau ich mir das Thema nochmal mit einem Therapeuten/Coach/Hypnotiseure oder wem auch immer an.

Bei eben diesen Teams treffen wir dann auch auf sowas, wie: „Was denken die Nachbarn über mich, wenn die uns zwei so sehen“ Tja, das wissen wir auch nicht, wir wissen aber, dass es uns etwas über den Halter sagt: Wer das anspricht dem ist wichtig, was sein Umfeld von ihm denkt. Und es schließt sich der Kreis des Strebens nach Harmonie. Für diese Menschen bekomme ich einen besseren Zugang, denn Tom ists wirklich komplett egal, wer was von ihm denkt. Ferner noch, er kann nicht nachvollziehen, dass jemand das anders empfinden könnte.

Selbsterklärend, warum Tom es schwerfällt, für uns Menschen, die Wert darauf legen, was andere von ihnen halten, ein Mitgefühl zu haben.

Beneidenswert. Oft, wenn ich nicht schlafen kann, weil ich mir Gedanken mache, was meine Kunden wohl von mir denken, wenn ich ihnen auch mal schonungslos deutlich sage, dass es wirklich großer Mist ist ohne Regeln und Strukturen einem reaktiven Hund, der keine Strukturen kennt, 2 Stunden den Ball in die Felder zu werfen.

Ich gehe Menschen auch oft aus dem Weg, weil ich mir eben keine Gedanken darüber machen möchte, wer jetzt eigentlich gerade was denkt. Die Mühle in meinem Kopf gibt dann keine Ruhe, also flüchte auch ich vor der Konfrontation. Dann kann ich mich nämlich auf wichtige Dinge konzentrieren: Meine Hunde, meine Arbeit & meine Familie.

Deshalb gebe ich ehrlicherweise Konflikte mit Dritten oft an Tom ab – und bin einerseits dankbar, dass ich „davon gekommen bin“ und andererseits traurig, weil ich mich wieder nicht getraut habe.

Naja, da lerne ich noch, dass es irgendwie „wurscht“ ist wer was denkt. Solange wir uns morgens mit gutem Gewissen im Spiegel betrachten können.

Wir dürfen alle etwas Neues lernen – über unsere Hunde, über uns und über die Welt. Darüber, wie wir Dinge sehen und welche Meinung wir zu bestimmten Themen haben.

Wir wachsen – das dürfen unsere Hunde auch. Und am besten wachsen wir gemeinsam und aneinander.

Denn ohne Reibung keine Entwicklung.

Unsere besten Ideen entstanden aus Konflikten und gegenseitigem Herausfordern der Haltung und Meinung des anderen - aber dazu ein anderes Mal.

Dieses Hund-Halter Team haben wir übrigens weiterhin begleitet. Die Halterin begleitet seither ebenfalls eine Therapie. Wir, die Halterin und ich, haben übrigens immer noch nicht miteinander gestritten. Wer den Witz findet, darf ihn behalten.

„Schon komisch. Wir können uns nur von außen sehen, dabei passiert fast alles innen“

Charly Mackesy: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd