Heute Morgen mussten wir mit Erschrecken von einem Tierschutzverein lesen, dass sich ein Hund in der Vermittlung befindet, weil eine HuTa ihn abgelehnt hat.
Die HuTa hat den Hund unbeaufsichtigt gelassen, woraufhin dieser sich unter einem Zaun durchbuddeln konnte. Natürlich ist das ein Fehler, den wir nicht schönreden wollen! Es ist, was es ist: Ein Fehler. Dieser Fehler ist den HuTa Betreibern passiert und ja, so wie wir für unsere Fehler grade stehen müssen, müssen diese das nun auch.
Nun werfe bitte den ersten Stein, wer noch nie einen Fehler gemacht hat?
Für uns viel trauriger ist die Darstellung des Posts: Der Hund muss vermittelt werden, weil der Hund in der HuTa nicht betreut werden kann. HuTas lehnen Hunde ab, wir genauso, wie andere auch. Wenn wir das tun, dann niemals leichtfertig, dem liegt immer eine Erklärung zu Grunde. In unserem Fall ist das offene Konzept nicht gemacht für jeden Hund, die Übernachtung zusammen mit den anderen Gasthunden ebenfalls nicht. Wir lehnen Hunde ab, die sich hier nicht wohl fühlen. Denn unser Konzept fußt auf eine harmonische Gruppe mit uns und den Hunden – das gewährleistet unsere und die Sicherheit der Hunde.
Also was passiert nun, wenn eine HuTa den Hund ablehnt? Er kommt in die Vermittlung. Bei aller Kritik kein Wort zu:
- Gäbe es nicht eine alternative Betreuungsart?
- Gibt es nicht andere Konzepte, die für diesen Hund geeigneter wären?
- Gibt es nicht die Möglichkeit, sich privat je nach Arbeitsstunden mit einer weiteren Person die Betreuung aufzuteilen?
Niemand erwartet, dass Menschen ihr gesamtes Leben umkrempeln – aber wurden hier Alternativen überhaupt erwogen?
Während ich diese 3 Hunde fotografierte, hatte ich die anderen 15 nicht im Blick und Tom war beim Füttern. HuTa versagen?
Liegt es nicht auch in der Verantwortung von mir als Halter mir eine Alternative zu überlegen, wenn die HuTa den Hund ablehnt?
Wir sind hier genauso allergisch, wie zu den Urlaubsmonaten bei folgenden Gesprächen:
„Mein Hund muss in Pension, wir fliegen in den Urlaub“
„Wir betreuen nur Hunde über Nacht, die unsere Tagesbetreuung regelmäßig besuchen“
„Dann muss ich ihn an der Autobahn anbinden“ – ist das jetzt auch die Schuld von uns als Hundepension?
Wir geben uns so große Mühe, eine harmonische Nacht-Gruppe zu schaffen mit Hunden, die sich aus der Tagesbetreuung kennen – und jetzt sollen wir da einen fremden einfach „reinwerfen“ – weil er sonst an der Autobahn angebunden wird? Wirklich? Haben wir den bestehenden Hunden gegenüber nicht auch eine Verantwortung?
Eine HuTa ersetzt nie die Betreuung durch den Halter. Das wissen unsere Kunden, denn unsere Hunde kommen
- 2 ganze Tage
- 3 halbe Tage
Maximal! Pro Woche.
Natürlich gibt es Einzelfälle, Krankheiten, Klinikaufenthalte oder berufliche Einspannung, die „mal“ mehr erfordern – aber nicht dauerhaft. Halter haben auch eine Verantwortung! Und die meisten unserer Kunden bringen ihre Hunde gar nicht, weil es nicht anders geht – sie bringen sie, weil sie freudig kommen, hier einen Tag verbringen und glücklich abends wieder gehen.
War es daher vielleicht von Vornherein zu kurz gedacht, einen Hund zu übernehmen, der ohne HuTa nicht in seiner Familie bleiben kann?
Was, wenn TomDog schließt?
Wir lieben die Hunde und unseren Job und möchten uns nicht beschweren. Es nimmt uns aber auch viel, die Arbeit, die wir machen, so zu tun, wie wir sie tun.
Ich werde nie vergessen, wie sehr ich Tom vermisst habe, als ich für den Kaiserschnitt in den OP gebracht wurde. Denn er war: Nicht da.
Der erste Köpfer im Schwimmbad, ich war nicht dabei.
Der erste Paddelausflug, Tom war nicht dabei.
Kilians erster Laufwettbewerb, wir waren beide nicht dabei.
Toms OPs.
Die Geburt.
Der erste KiTa Tag.
Die ersten Schritte.
Mein Marathon.
Kein gemeinsamer Theaterbesuch. Keine gemeinsamen Radausflüge. Kein wir „schlendern“ mal gemeinsam irgendwo hin.
Geschweige denn von Urlaub. 5 Tage Nordsee, 4 Tage Schwarzwald – in all den Jahren.
Meine OP haben wir in den Winterurlaub gelegt, in unseren Urlaub. Ich war das zweite Jahr in Folge, davor Corona, den gesamten Urlaub lang krank.
Die Liste ist unendlich – denn wir sind immer hier! Eure Hunde sind immer, zu jeder Zeit und dauerhaft zumindest von einem von uns betreut.
Beziehung lebt von gemeinsamen Erlebnissen – und unsere Beziehung leidet sehr darunter, dass unsere Erlebnisse, die uns und unser Leben mitprägen, immer ohne unseren Partner geschehen. Nicht verwunderlich, dass wir bei dem Gespräch darüber, was uns eigentlich wichtig ist, immer wieder im Kreis drehen und denken: Irgendwie ist es dieser Job oder unsere Beziehung.
Erster Ausflug mit Kilian & Olaf - alleine
Tom vom Notarzt geholt - seit 8 Stunden nichts gehört. Ich betreue 10 Hunde.
Sonntags auf der Waldheide - alleine
Naja, macht halt weniger?
Klar, wir könnten die Pensionshunde streichen, dann hätten wir zumindest die Wochenenden für uns. Dann kostet der Betreuungstag aber auch 60€, denn den laufenden Verbindlichkeiten hier, Miete, Strom, Gas, Wasser, Finanzierung, interessiert es nicht, ob wir gerade krank, ausgebrannt, müde, abgeschlagen, depressiv oder verletzt sind.
Also ja, könnten wir nicht einfach schließen?
Doch, das könnten wir. Wir suchen Mittel und Wege, um unsere Beziehung und das Leben hier irgendwie unter einen Hut zu bekommen und miteinander zumindest kleine Erlebnisse feiern zu können. Wir sind, so glauben wir, auf einem guten Weg. Aber ihr könnt mir glauben: Wenn mich je einer zwingen sollte zu wählen:
Ich würde lieber 10 Stunden am Tag Toiletten schrubben anstatt meine Familie und Beziehung aufzugeben.
Wir lieben dieses Familienprojekt und es wird Wege geben, die uns wieder näherbringen können. Und weil wir daran fest glauben, sind wir immer noch hier.
Ja, und wenn einer ausfällt?
Wenn das dauerhaft passieren sollte, so ist das Konzept so wie es ist, nicht haltbar. Der „verbleibende“ Partner müsste sich eine neues Konzept überlegen, denn die Anzahl der Hunde würde sich halbieren, die Verbindlichkeiten aber nicht. Ich halte das für sehr schwer, aber nicht unmöglich. Wir hoffen aber inständig, dass es dazu nicht kommen wird. Irgendwann haben wir „es geschafft“ und arbeiten hier nur noch für uns und euch – und weniger Verbindlichkeiten. Und wenn wir so weit sind, werden wir sicher nicht mehr jedes Wochenende arbeiten. In … nicht wenigen … Jahren.
Ihr seht also: Wir lieben diesen Job, eure Hunde und euch – wir lieben aber auch uns. Gegenseitig.
Wir haben früher nur eine Hälfte vom Jahr Urlaubshunde betreut, das hat uns 6 Monate im Jahr alle Wochenenden geschenkt. Das war genug. Wenn wir da irgendwann wieder hinkommen, das würde uns schon genügen.
Und der Verein, wie stehen wir zu diesem?
Wer wirklich Tierschutzarbeit macht, macht das meist still und leise. Bei echter Tierschutzarbeit geht es weder um Geltungsbedürfnis, noch Verurteilung, noch Bewertung. Es geht ums Tier.
Bei den gefühlt 1000 Leuten, die sich bei dem Thema Bubbles eingemischt hatten, ist niemand einfach mal hingefahren und hat den Hund rausgeholt. Das waren wir. Der Hund wurde auf eine Pflegestelle gesetzt, die heute keine mehr ist – das hat gute Gründe. Diese wurde vorher auch nicht vom Verein kontrolliert – ein Fehler?
Aha? Wir erinnern uns oben – wer noch nie einen Fehler gemacht hat werfe den ersten Stein. Auch öffentlich haben wir zu diesem Fehler nichts gelesen, muss auch nicht – dann möge man aber bitte langsam sein, bei der Verurteilung einer HuTa.
Kommentarlos sind wir nachts 350km hin und 350km zurück gefahren. Haben einen tatsächlich recht vestörten Hund einfach geholt. In unserer HuTa betreut. Für 0 Euro. Mit dem Hund trainiert – stundenlang. Gewöhnung, Vertrauen, wir erinnern uns: „Kann man nicht anfassen, beißt, schnappt, lässt sich keine Leine anlegen, …“.
"Kann man kein Halsband anziehen" trägt Schwimmweste und kommt mit Freude mit
Der Hund war beim Tierarzt, braucht Medikamente für eine nicht ganz funktionierende Niere, ist kastriert worden, geröntgt worden – 2000 Euro später. Ja, der Hund gehört jetzt uns – wir haben aber nie darum gebeten, sie zu holen. Aber hat die Pflegestelle jemand anderem erlaubt, zu kommen? Ist irgendwer sonst auf die Idee gekommen, da mal hinzufahren?
Wer uns kennt, weiß: Wenn wir an einen Hund glauben und er uns einmal vertraut, geht der nirgends mehr. Wir sind froh, dass wir sie haben. Und wir haben jeden Cent und jede Trainingsstunde (… lass mal 50€ pro Stunde hochrechnen und all die Trainings gegenrechnen, die wir abgesagt haben, weil der Hund die ersten 8 Wochen eine Vollzeitaufgabe war), gerne investiert.
Wir lesen aber beim gleichen Verein von HuTas und Pensionen, die Hunde des Vereins nicht kostenlos betreuen, was vollkommen ok ist. Da werden Gelder gesammelt…
Also wir, wir haben gerne still, leise unseren Beitrag geleistet. Unsere „gute Tat“ für dieses Jahr.
Die anderen, die haben wir im Fall Bubbles viel „reden“ hören…