Joggen mit Hund

Die Möglichkeiten der Gadgets und Hilfsmittel zum Joggen mit Hund sind unendlich – jedoch brauchen wir eigentlich nur wenig.

Wenn du gerade erst mit dem Joggen anfängst oder wie ich nach längerer (Krankheits-) Auszeit wieder neu einsteigst, umso besser: Als Laufanfänger nutzt du wahrscheinlich sowieso Intervalle aus Gehen und Laufen im Wechsel, umso leichter für deinen Hund, sich an die neue Belastung zu gewöhnen. Aber wann kann ich meinen Hund eigentlich mitnehmen?

Zunächst: Dein Hund sollte ausgewachsen sein, daher mindestens ein Jahr erreicht haben. Idealerweise ist er tierärztlich untersucht worden, insbesondere Hüfte und Ellenbogen (gerne auch mit einem Röntgenbild). Außerdem sollte dein Hund Bewegung bereits gewohnt sein und Muskulatur aufgebaut haben. Wir lassen immer gerne noch einen Physiotherapeuten auf unsere Hunde schauen, das ist neben dem Tierarzt unser Hauptansprechpartner bei körperlicher Belastung. Ein Physiotherapeut kann auch gute Übungen für zu Hause empfehlen, um Muskulatur zu erhalten und Körpergefühl zu entwickeln, zum Beispiel mit einem Balance Board.

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Mein Hund ist fit – und jetzt?

Jetzt solltest du zunächst überlegen, wie es denn um eure Leinenführigkeit und euren Freilauf steht. Wenn dein Hund frei laufen kann, so sollte er jederzeit ansprechbar sein. Läufst du, vielleicht auch, weil es in deiner Umgebung eine Leinenpflicht gibt, mit Leine, so nutze gerne eine etwas längere, leichte Leine, die deinem Hund etwas Spielraum gibt an einem (vorzugsweise) Geschirr. Auf dem Markt gibt es eigens dafür hergestellte Joggingleinen, ich nutze aber einfach eine ganz dünne Lederleine, die ich entweder um die Schulter hänge oder unserem Hund zum Tragen ins Maul gebe, weil er eben gerne etwas trägt. Tut natürlich nicht jeder Hund.

Plane vor dem Lauf eine Gehphase zum „Lösen“ ein und beginne dann deinen Lauf. Achte auf die körperlichen Stress-und Ermüdungsanzeichen deines Hundes und passe gegebenenfalls das Tempo an. Checke immer mal wieder mit einem Rundumblick dein Umfeld – kommen Autos, Räder, andere Läufer? Mache dir einen Plan für diese Gegebenheiten und greife auf bereits erlernte Signale zurück.

Dein Hund braucht eine Pause? Dann gib sie ihm. Wenn ich mit Hund laufe, laufe ich nicht gegen die Uhr sondern nach unser beider Gefühl. Manchmal steckt man daher ein bisschen zurück und verzichtet eben auf eine neue Bestleistung, hat dafür aber viel Freude mit dem eigenen Hund gehabt. Das ist auch mal ok! Den Stress mit der Uhr gebe ich mir dann lieber alleine.

 

Wie bei jeder Unternehmung mit Hund: Prüfe die Wetterbedingungen. Knallt die Sonne? Dann ists wohl eher nichts mit einem langen Lauf. Verschiebe daher doch einfach auf den frühen Morgen oder späten Abend. Solltest du im Dunkeln laufen, so beleuchte deinen Hund, sodass er für andere sichtbar ist, wir nutzen dafür gerne die Leuchties.

Der etwas andere Spaziergang

Der etwas andere Spaziergang

Wenn Menschen mit ihren Hunden spazieren gehen, dann beobachtet man ganz unterschiedliche Typen. Wir stellen mal ein paar vor:

1 Der Playdate verabreder

Dieser Typ Hundebesitzer vereinbart Spieltreffen auf der Wiese mit anderen Hunden. Da wird extra ein Date ausgemacht, sodass Hund toben, flitzen und mit Hundefreund die Wiese erkunden kann, gleichzeitig nutzen auch Hundefrauchen und Herrchen gerne die Zeit für eine kleine Schnackerei. Vorteil: Hund erlebt Sozialkontakte und kann mit anderen Hunden die Umgebung erkunden Nachteil: Wenn Herrchen und Frauchen nicht aufpassen, sehen sie vermeintliche Gefahrensituationen gar nicht oder zu spät: Dreht sich das Spiel? Wird ein Hund gejagt, gemobbt? Zeigt ein Hund vermehrt Anzeichen von Streß oder Überforderung? Weiter sollten diese Dates nicht die Gesamtheit der Spaziergänge ausmachen, denn Hund soll nicht lernen, dass Bespaßung, Freude und Sozialkontakte ausschließlich im Außen stattfinden. Dann hat der Spaziergang mit Frauchen und Herrchen nicht mehr viel zu tun. Unsere Empfehlung: Beobachtet eure Playdates, achtet auf die Signale der beteiligten Hunde und stellt sicher, dass euer Hund weiß, dass Spielverabredungen mit Regeln einhergehen, zum Beispiel mit kontrolliertem Spielbeginn und Spielende.

2 Der Bewaffnete

Der Bewaffnete geht nicht ohne seine Gadgets aus dem Haus: Ball, Leckerlie, Dummy – alles, was Hundeherz begehrt, wird hier eingepackt und sicher am Körper verstaut. Ob Suchspiele, Apportieren oder Bälle jagen, dieser Hundebesitzer ist für alle Eventualitäten bestens gerüstet! So kann Hund über den ganzen Spaziergang hinweg beschäftigt und ausgelastet werden. Vorteil: Spaß und Freude für den Hund, die jetzt auch etwas mit dem Mensch zu tun hat, wenn richtig aufgebaut. Denn auch Bälle jagen kann in kontrolliertem Umfeld passieren, so zum Beispiel mit Signalen zu Start und Ende. Die Impulskontrolle, meinen Hund zum Beispiel auf das Lossenden warten zu lassen (nicht etwa auf das Werfen des Balles!) schafft eine Regel, die dafür sorgt, dass Bälle zum Beispiel nur hinterhergejagt wird, wenn Frauchen oder Herrchen das Ok dazu geben. Inwieweit auch kontrolliertes Jagen überhaupt für einen Hund Sinn macht, ist individuell. Wir haben Hunde, da empfehlen wir, es gänzlich zu lassen. Und dann gibt’s Hunde, die kommen damit sehr gut zurecht. In jedem Falle: Immer mit Struktur. Nachteil: Insbesondere die Bällewerferei kann aus Hunden echte Junkies machen. Daher ist es ratsam, immer mal zu prüfen, ob Hund noch im Bereich von „kooperativem Spaß“ ist oder bereits eine Ballfixierung zeigt. Aber egal, ob Bälle, Suchspiele oder Dummy – richtig und in verhältnismäßigem Maß eingesetzt eine gute Möglichkeit, Hund zu beschäftigen. Gleiches gilt für Futter – eine großartige Möglichkeit, den Hund zu bestätigen, wenn es aber „immer nur mit Futter“ geht, dann sind wir im Bereich des „ich weiß schon, was du von mir willst, ich mache es aber nicht, wenn es kein Goodie dafür gibt“ – und das wäre dann Bestechung, zumindest dann, wenn ich sicher sagen kann, dass ich ein bereits erlerntes Verhalten abfrage. Also alles in Maßen.

3 Der am Telefon

Wer kennt sie nicht, die über das Feld Schlenderer mit Handy am Ohr. Einfach zu erklären, dass es hier nicht so sonderlich viele Vorteile gibt, jedoch einen Haufen Nachteile. Verbringe die Zeit draußen mit deinem Hund auch mit deinem Hund – zumindest die überwiegende Zeit. Nichts spricht dagegen, ein Telefonat anzunehmen. Wenn es den ganzen Gassigang überdauert, so hat dein Hund wenig von dir, dafür viel Bespaßung im Außen ohne dich gehabt. Der Nachteil davon ist, dass er deine Anwesenheit für einen Spaziergang auch irgendwie nicht mehr „braucht“ – und logischerweise weniger kooperativ sein wird.

4 Der Spezielle

Bonny und ich haben letzte Woche einen klassischen Spaziergang der „Speziellen“ gehabt. Wir waren nämlich beide ein wenig durch vom Tag und so dachte ich, es hilft uns beiden, in Ruhe einmal abzuschalten. Da wir Regeln der Gemeinschaft haben und das ohne Leine laufen bei uns wortlos funktioniert, haben wir in relativ großer Stille 6km Gassigang gemeinsam verbracht und dabei den Kopf ausgeschaltet. Natürlich bestätige ich meinen Hund, wenn sie kam, und bei mir sein wollte, habe ich sie gestreichelt und das bestärkt. Wenn sie ein paar Meter alleine erkunden wollte, habe ich sie in dem vorher lang geübten Rahmen gelassen, bei uns sind das so 15m. Ansonsten habe ich ihr nichts abverlangt. Kein Sitz, kein Kommen, ehrlicherweise gar nichts. Freudig und in Stille haben wir so eine große Pause bei unserem Lieblingsbaum gemacht und gemeinsam eine Runde in der Wiese gedöst. Die gemeinsame Zeit war uns Belohnung genug. Natürlich haben wir hier einen Vorteil, denn unsere Hunde teilen uns jeden Tag mit anderen Hunden. Zeit zusammen ist daher für uns alle ein „hohes Gut“, das für sich selbst eine große Belohnung darstellt. Die Aufmerksamkeit mal nur beieinander zu haben war sehr schön.

... Gibts ein Fazit?!

Und wie so oft ist die Lösung die Mitte: Baue von allem etwas ein, immer mal wieder. Spielverabredungen, wenn dein Hund Freude an Artgenossen hat, genauso wie kreative Balancierübungen oder Suchspiele. Es ist aber auch ok, einfach mal gemeinsam „zu sein“ – und den Kopf mal auszumachen. Kein Hund muss durchgängig beschäftigt werden. Sich einfach mal durch die Umgebung zu schnüffeln und gemeinsam zu erkunden steht oft bereits für sich. Auch kleine Übungen einzubauen ist eine tolle Idee. Tom hatte letzte Woche mit Littlefoot nämlich Lust, mal was Neues zu probieren. So haben sie auf ihrem Spaziergang die ersten Schritte zur Futteranzeige aufgebaut und geübt. Der quirlige Riese lernt gerne neue Dinge und in Kürze markiere ich Tom auf dem Feld ein paar Futterstücke. Mal sehen, ob Littlefoot bereits soweit ist, sie sicher anzuzeigen. 

Bleibt kreativ, viel Freude mit eurem Hund!

Hunde in Pension: es hagelt Kritik

Hundepensionen geraten erneut in die Kritik, denn wie in jedem Berufszweig gibt es „schwarze Schafe“ auch unter den Hundebetreuern. Wir haben schon immer eine sehr klare Haltung zur Hundepension gehabt und damit nie hinter dem Berg gehalten. Was für uns eine gute Hundepension für unsere Hunde ausmachen würde – das haben wir immer versucht umzusetzen. Und dabei sind auch wir nicht selten in der Kritik, denn: „Wieso nennt ihr euch Hundepension, wenn der Tagesstätte fremde Hunde nicht betreut werden?“ bis „das ist aber eine aufwändige und langwierige Eingewöhnung um Geld zu verdienen“, um nur die netteren Anmerkungen aufzuzählen.

Auch unter Kolleginnen und Kollegen gibt es durchaus Diskussion, was eine Pension ausmacht. So durfte ich im letzten Jahr auf einer Hundetrainerveranstaltung ebenfalls in einer Diskussion erfahren, dass auch der ein-oder andere Hundetrainer eine Eingewöhnung für überflüssig hält und die Hunde direkt und ungesehen aufnimmt. Dann aber ausgestattet mit Boxen und Zwingern. Das ist eine Möglichkeit, es ist aber nicht unsere Möglichkeit.

YodaBeka
Com-Ai
Kilian-Aragorn

Dass wir son bisschen „Waldorf Bunti Hundi“ sind, ist zwischenzeitlich bekannt. Daher schwören wir auf eine gute Eingewöhnung und den Verzicht auf Boxen und Zwinger, insbesondere in der Hundepension. Die Hunde, die bei uns in Pension betreut werden:

  • Kennen uns zumindest seit einigen Monaten, wenn nicht seit vielen Jahren
  • Sind auch in der Tagesbetreuung Teil unseres Alltags und unseres Lebens
  • Kennen unsere Tagesabläufe und die Räumlichkeiten, in denen sie betreut werden
  • Sind 24/7 in Gesellschaft von uns und anderen Hunden
  • Sind in der Zeit, in der sie bei uns leben, zu einem gewissen Anteil auch unser Hund

… und was macht ihr, wenns doch mal nicht klappt?

Wir haben jetzt eine Resozialisierungshündin, die auch in Pension kommen soll. Sie darf gerade sehr zuverlässig jede Woche lernen, mit anderen Hunden umzugehen. Weil ich sie persönlich sehr gern habe, darf sie auch als Pensionsgast bei uns verweilen, denn ich werde in dieser Zeit mit dieser Hündin ausziehen. Denn wir können ihr nicht zumuten, die Nacht gemeinsam mit anderen Hunden ohne Absicherung zu verbringen.

Weil uns so viel an dieser Hündin liegt, schränkt uns das in unseren Familienwerten zeitweise ein und wir nehmen das trotzdem gern in Kauf. Das bedeutet Leidenschaft für den Beruf! Unser Glaube an diese Hündin, die tatsächlich profitiert und nicht zwangssozialisiert wird. Bei der wir wirklich glauben, dass der Knoten platzt und sie aufgrund ihrer Persönlichkeit neu lernen kann, mit anderen Hunden umzugehen, um so ein entspannteres Leben führen zu können. Etwas, wovon sie nachhaltig profitieren wird.

Es ist wie mit allem: Es gibt gute und weniger gute Angebote. Und vor allem gibt es sehr unterschiedliche Hunde!

Daher kann ein Angebot sehr gut sein, nur für den einen Hund ist es eben nicht das passende Angebot.

Das klassische Anti-Argument: „Ja wieso hat man denn dann überhaupt einen Hund“ – Ja weil Leben nun einmal einfach passiert!

Der Rüde meiner Mama war ganze 6 Wochen bei uns in Betreuung und so gut wir uns auch um ihn gekümmert haben: Da er bei einem gesundheitlichen Notfall anwesend war und nicht wusste, was mit seinem Frauchen passiert ist, war er tatsächlich traumatisiert. Obwohl er uns sehr gut kannte, zog er sich zurück, wollte nichts mehr fressen, war apathisch und angespannt. Er war regelrecht depressiv und ich würde sagen „lebensmüde“ – im Sinne von „des Lebens müde“.

Nach 6 Wochen haben sich beide wiedergesehen, er kann jetzt bei uns wieder ganz normal betreut werden, fühlt sich wieder wohl und hat zum Glück auch keine Trennungstraumatik davongetragen.

Weil das Leben eben passiert – und manche Umstände Menschen auch dazu zwingen, sich eine Alternative zu überlegen. Leider sind es sehr oft gesundheitliche und menschliche Schicksale.

Aber natürlich darf ich mir als Halter auch mal eine „Auszeit“ gönnen, in der ich meinen Hund gut betreut weiß. Ob alleine oder mit der Familie – das selbst hat auch noch Bedürfnisse! Das ist gut und richtig so.

Unser Grundsatz war immer: Der Hund muss deutlich mehr bei seinen Besitzern betreut sein als bei uns.

Es ist wie bei so vielem im Leben: Wenn wir uns nicht um uns kümmern, können wir uns auch nicht um andere kümmern.

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Gruppe
Henry

Sei sanft mit der Leine

Ein Herzensthema, das mich immer wieder erneut bewegt. Wir merken es gar nicht, aber in der Regel sind wir alle mit unseren Leinen recht grobmotorisch.

Nicht umsonst empfehle ich immer, mit einer dünnen Leine ohne Ringe und nur mit Handschlaufe zu üben, denn es macht uns sanfter in der Bewegung.

Gestern durfte ich das einer Hundehalterin demonstrieren, die einen echten „Aha-Effekt“ hatte und merkte, wie viel sanfter und leichter sie mit neuer Leine den Hund bewegt.

Wir müssen klar kommunizieren: Das haben wir vor, hier gehen wir hin, das wollen wir tun. Dann wird unser Hund folgen.

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Dafür gibt es unterschiedliche Techniken, ich spreche meine Hunde beim Namen an, laufe los und in dem Moment, indem sie mich überholen würden, bleibe ich stehen, sodass sie das auch merken können. Das ist nämlich faires Hundetraining. Ich gebe dem Hund eine Chance auf Erfolg, den ich dann belohnen kann!

Wenn er mich dann gesehen hat und sich mir zuwendet, gehe ich einen Schritt rückwärts und lade den Hund ein, mitzugehen. Dann drehe ich mich wieder in Laufrichtig und warte wieder, bis der Hund mich überholen würde.

Diesen Vorgang wiederhole ich, denn es „zwingt“ meinen Hund auf mich zu achten und ermöglicht mir, mit lockerer Leine zu gehen. Ich wirke mit dem Stehenbleiben bereits ein, bevor mein Hund in die Leine hineinlaufen würde, denn er kann sehen, dass ich stehen bleibe. Wir wollen damit üben:

„Bitte achte auf die Leinenspannung, bitte bleib in meinem Radius“. *

Umso öfter ein Hund in die Leine rennt, umso unsensibler wird er für dieses Gefühl. Er gewöhnt sich daran, es wird „normal“. Daher üben wir das bereits mit den Welpen immer mal wieder ein paar Meter.

Ab und an prüfe ich die Aufmerksamkeit auch nochmal, indem ich den Hund körpersprachlich hinsetze. Ich setze den Hund, ich bewege den Hund.

Fragt euch in eurem Alltag doch immer mal wieder: „Wer hat hier gerade wen bewegt?“.

Fragt euch in eurem Alltag doch immer mal wieder: 
"Wer hat hier gerade wen bewegt?"

Das klingt jetzt so simpel, aber wenn ich mich im Training mit Menschen unterhalte, die ihre Hunde an der Leine halten, sehe ich dem oft ein paar Minuten zu und spreche mit den Menschen um am Ende zu sagen: „Schau mal, wir haben unsere Unterhaltung an Punkt A begonnen. Jetzt stehen wir 20 Meter weiter weg – wieso eigentlich?“. Und dann kommt in der Regel die Erkenntnis: „Der Hund hat mich bewegt. Ich bin der Bewegung meines Hundes ohne es zu merken einfach gefolgt“.

Also wer bewegt wen und wer führt wen eigentlich wohin?

Wenn mein Hund mich bewegt – wie soll mein Hund mir vertrauen, wenn ich ihn bewegen will?

Unsere Bonny hat so die ein-oder andere Unsicherheit und ich erinnere mich als sie kam, stand ich einmal vor einer Holzbrücke. In ihrer Welt war die Brücke sehr bedrohlich und angsteinflößend.

Ich habe, als ich das zum ersten Mal gesehen habe, abgebrochen – denn ich wollte Bonny erst besser kennenlernen und dann einen Plan entwickeln.

Denn wenn ich einem Plan folge, kann mein Hund mir folgen. Wenn wir gemeinsam ratlos sind, wird’s nirgends führen.

Ich habe sie dann behutsam in unterschiedliche Situationen geführt, die sie unsicher werden ließen. An einem Kindergarten vorbei, an einer viel befahrenen Straße und so weiter. Irgendwann war das Vertrauen groß genug zu wissen: „Wir gehen da gemeinsam durch“, sodass auch die Brücke kein Problem mehr darstellte.

Jemand sagte mir mal: „Stell dir vor, du stehst in einem dunklen Parkhaus und sagst zu deinem Partner: „Ich habe Angst“. Wenn dein Partner dann sagt: „Lass uns gemeinsam Angst haben“, werdet ihr die Situation nicht bewältigen. Wenn dein Partner aber sagt: „Ich habe deine Angst gesehen, aber vertraue mir, wir schaffen das“, werden eure Chancen steigen, diese Situation gemeinsam zu bewältigen“.

Dieses Bild habe ich oft im Kopf, insbesondere, wenn mir eine Situation ebenfalls Angst macht und mein Hund das natürlich nicht wissen darf :).   

Was ich damit mitgeben möchte, ist: Werde sanft mit deiner Leine. Werde aufmerksam für die Leinenspannung und frage dich immer mal wieder, wer hier gerade wen bewegt.

Für eine harmonische Beziehung, voller Vertrauen und Respekt.

 

* Randnotiz: Ich weiß, dass viele Foren & Bücher „Richtungswechsel“ bei Leinenziehern empfehlen, ohne weitere Ausführung. Die Menschen haben damit keinen Erfolg, denn sie bauen den Rahmen dazu nicht auf, wenn sie einfach nur die Laufrichtung wechseln. Deshalb macht es Sinn, hierzu ein Training zu absolvieren, denn die Koordination ist gar nicht mal so einfach, wie es scheint!

6er im Lotto

Es gibt sie, die Hundehalter, die uns vor der Anschaffung eines Hundes aufsuchen und darüber freuen wir uns immer ganz besonders! Es ermöglicht uns, individuell abzuklopfen, welchen Typ Hund diese Menschen eigentlich suchen.

Welcher Typ Hund zu ihnen passt, was sie eigentlich „brauchen“, um harmonisch mit einem Hund leben zu können.

Also kamen sie, das junge Pärchen, voller Elan aber ohne Zeitdruck. Wir stellten ein paar Fragen, zu den Menschen und ihren Lebensumständen, ihrer Arbeit und ihrem Leben, ihren Gewohnheiten und der Zukunftsplanung. Irgendwann fiel der Satz: „Na eigentlich kenne ich da einen Stafford. Der ist vom Typ her irgendwie so, wie ich mir meinen Hund wünschen würde“.

Puh, gleich ein Listenhund? Und dann noch Ersthundehalter? Aber ohne Druck im Nacken dachten wir, wir lassen uns mal auf das Wagnis ein und checkten mit unserem Verein des Vertrauens für Listenhunde, die sowieso zufällig gerade jetzt auch einen Pflegestellenplatz bei uns angefragt hatten, für einen jungen Rüden. Irgendwie im Gespräch bot sich das nette Paar an, uns den Hund zu bringen, aus Leipzig, wohlgemerkt.

Man hätte dann einen jungen Stafford in der Gegend bei uns, man könne sich ja mal beschnuppern und näher kennenlernen, eventuell ein paar Mal Gassigehen. Gleichzeitig könne man sich ja ein wenig herantasten, über den Verein den ein-oder anderen Hund auf seiner Pflegestelle besuchen.

Knoedel

Knödel, Pubertier

Nein, all das nicht. Der liebe Knödel zog noch nach der langen Fahrt gar nicht erst bei uns ein. Er blieb direkt beim Team „nur mal beschnuppern“. Die waren nämlich schockverliebt, wir noch ein wenig verhalten, denn nach der ersten Schockverliebtheit kommt oft der Blick auf die Realität: „Doch nicht das, was wir uns vorgestellt haben, doch noch zu viel Aufwand, doch zu jung“, wir hatten noch Bedenken, dass das eventuell kommen könnte.

Es kam nicht.

Knödel besuchte uns regelmäßig in der Tagesbetreuung und relativ schnell war klar: Ein junger Hund, der gerne jetzt auch eine Runde Regeln des sozialen Miteinanders lernen möchte. Ein Quatschkopf halt… aber die Halter, die würden ihn nicht mehr entbehren wollen und scheuen auch keinen Aufwand. In Kürze steht der kleine Wesenstest an, für den abschließenden Wesenstest ist das Pubertier nämlich noch zu klein. 

 

"Was willst du mal werden, wenn du groß bist?"

Freundlich. 

Charly Mackesy: Der Junge, der Maulwurf, der Fuchs und das Pferd

Derzeit begleiten wir Knödel daher auch im Training, denn es ist leichter, sich jetzt anzuschauen, welches Verhalten wir bestärken und fördern wollen, als später für Verhalten strafen zu müssen, das wir nicht richtig beigebracht haben. Es ist immer die Frage von: Wer hat hier geschlafen, mein Hund oder ich? Habe ich es meinem Hund vielleicht (noch) nicht erklärt?

Also erklären wir Knödel langsam, wie die Welt funktioniert.

Er lernt unglaublich schnell und mal abgesehen von den altersbedingten Flausen im Kopf, die ja auch irgendwie charmant sein können, ist er selbst auch ein 6er im Lotto.

Knödel heißt heute übrigens nicht mehr so. Das fällt uns jedoch sehr, sehr schwer. Für uns wirst du intern und heimlich immer ein Knödel sein. 

Manchmal ergeben sich die Zufälle so zufällig richtig, dass man zweifeln mag, ob es wirklich "Zufälle" sein mögen. Vielleicht sollt es auch genau so sein. 

 

Notiz am Rande: 
Der Staffordshire Terrier wird in den USA und Großbritannien gern "Nanny dog" genannt, der klassische Familienhund.
Man könnte den Labrador als deutsches Äquivalent bezeichnen.