Es ist einen Tag, nachdem wir Simona haben gehen lassen müssen. Alle sind bedrückt, bei keinem Mal wird es leichter oder einfacher. Kilian fragt immer wieder, wo Simona jetzt ist.
Was sie tut und wie es ihr dort geht.
Tom hat ihm eine Geschichte erzählt, so, wie er es jedes Mal gemacht hat. Sie schauen gemeinsam in den Himmel, sehen die Wolken ziehen. Sprechen mit den Menschen, die wir sehr vermissen und nicht mehr unter uns sind und den Tieren, die wir haben gehen lassen.
Wir erfinden Geschichten, wie sie sich alle auf den Wolken wiederfinden und gemeinsam lachen. Malen uns aus, wie es da wohl aussieht.
„Da oben, genau auf der Wolke, da sitzt sie jetzt und sieht uns zu. Bestimmt freut sie sich, weil wir uns an sie erinnern. Und an all die Erlebnisse, die wir mit ihr hatten“.
Kilian ist ganz ruhig geworden. Er wiederholt für sich immer wieder: „Sie ist gestorben. Sie kann nicht mehr zu mir herunterkommen. Ich will sie aber noch einmal streicheln und lieb haben“. „Du kannst sie trotzdem noch lieb haben und du kannst dich daran erinnern wie es war, sie zu streicheln. Wie es sich angefühlt hat, wenn sie deine Hand abgeschleckt hat. Erinnerst du dich daran?“. Er schließt die Augen. An was er sich genau erinnert, darüber will er im Moment nicht sprechen.
Traurig laufen die Jungs über die Wiese. Ich frage die zwei: „Soll ich uns ein Eis holen aus der Eisdiele, weil wir jetzt den ganzen Tag gearbeitet haben?“ Aber klar soll ich!
Wir essen Eis. Alle drei. Es ist still, alle sind noch mit ihrer Trauer beschäftigt denn müde vom Tag und der Arbeit auf dem Gelände ist jetzt Zeit dafür. Und plötzlich sagt Kilian etwas so intelligentes:
„Ist das nicht schön – wir essen Eis und sind in Frieden“.
Manchmal erstaunt es mich doch, dass die „kleinsten“ unserer Gesellschaft das Leben oft besser verstehen als wir. Wir sind in Frieden.
Wer schon einmal mit einem Partner ein IKEA Regal aufgebaut hat weiß, dass dieses Vorhaben ein Ticket direkt ins Streitparadies sein kann. Ein Pool-Reparaturbau ist nicht viel besser… aber in dem Moment waren wir wirklich alle miteinander in Frieden.
Sich auf das Wesentliche besinnen. Zusammen sein.
1000km laufen habe ich gebracht und herauszufinden, auf was ich alles verzichten kann. Wie minimalistisch ich leben will und kann. Und dann kommt der Knirps daher und erklärt mir mal eben so, dass die Welt in genau diesem Moment in Ordnung ist. Weil wir gemeinsam in Frieden zusammen sind und es dazu nicht mehr braucht als uns drei. Und naja, ein Eis.
Leise schnarcht es in der Ferne. Ein Schnarchen fehlt. Wir werden es vermissen
Wie wunderschön, die Welt doch noch manchmal durch Kinderaugen sehen zu können. Lieben Dank fürs Teilen.
Alles Liebe
Vanessa